Treppenlauf setzt Superlative- Mayer und Übel dominieren

Es gibt Sportveranstaltungen, da geht es nur um Zeiten, Weiten und Platzierungen. Nicht so beim Idar-Obersteiner Felsenkirche Treppenlauf. „Es hat ein besonderes Flair und die Organisation ist top“, schwärmt Stefan Knop vom Team Athletic Perl. Knop hat sich den Termin für nächstes Jahr schon fest vorgemerkt. Das liegt sicher auch daran, dass dieser Lauf mit zahlreichen Superlativen aufwarten kann. Zunächst mit dem Moderator Heinz Hofmann, der ebenso kurzweilig wie amüsant die Veranstaltung moderiert. Wortwitz gepaart mit fundiertem Fachwissen. Dafür mussten Delling und Netzer schon zu Zweit auftreten. Dann gehen beide Läufe durch das Gewölbe des Obersteiner Schlosses und später auf der Langstrecke sogar durch das Tor zur Hölle. Dieser Ausdruck stammt von Lennox Düren, der sogar ein Banner zu diesem Thema entworfen hat, das direkt oberhalb des Schlossweihers zu sehen ist. Es weist die Läufer auf die, mit zahlreichen Treppenstufen gespickte, stärkste Steigung zum höchsten Punkt des Wettkampfs hin. Wer es bis nach oben schafft, kann den Wahrheitsgehalt uneingeschränkt bestätigen. Dem allem nicht genug, werden die Athleten im Ziel von der Deutschen Edelsteinkönigin empfangen, die allen Teilnehmern eine Medaille um den Hals hängt. Die 24. Deutsche Edelsteinkönigin, Vivian Heidrich ist erst zwei Tage im Amt und es ist Ihr erster royaler Termin. Auch die Medaille ist nicht von der Stange, sondern von Heike Fuchs, der Chefin von Fuchs Gravuren, eigens entworfen. Von dem Goodie-Pack für alle Starter  in einer Stofftasche, auf welcher ein Bild der Felsenkirche aufgedruckt ist, ganz abgesehen, bleiben keine Wünsche offen. Sekt für die Sieger, Blümchen für die Läuferinnen, das Marathon Team Hagner unter der Leitung von Rainer und Ilonka Hagner hat an alles gedacht. Da wurde nichts dem Zufall überlassen. Bei so viel Akribie wollte  auch Petrus nicht zurückstehen, und schickte optimales Laufwetter.

Um Punkt 11:00 Uhr betätigte Oberbürgermeister Frank Frühauf zum ersten Mal an diesem Tag die Startpistole. 47 Athletinnen und Athleten machten sich auf dem Weg auf die 5,4 Kilometer kurze Strecke. Kurz heißt aber nicht leicht. 450 Treppenstufen und 246 Höhenmeter waren zu überwinden. Die Top-Läufer, darunter Martin Mayer, Marco Gabriel, Julius Partsch sowie Frank Fetzer waren noch im Pulk und in Sichtweite der Verfolger. Erst auf den ersten Treppen in der Winkelbach trennte sich die Spreu vom Weizen und die Führungsgruppe setzte sich nach und nach ab. Mayer musste alle Kräfte mobilisieren, um sich dem erfahrenen Bergläufer Marco Gabriel vom Hals zu halten. Vielleicht war es dann doch der Altersunterschied von 23 Jahren (Mayer Jg. 2000, Gabriel Jg. 1977) oder die Erkenntnis, dass Gabriel auch noch den langen Lauf vor sich hatte, dass Mayer letztlich mit dem Vorsprung von 1:17 Minuten  als erster das Zielbanner, ebenfalls ein Novum, durchlief. Etwa den gleichen Zeitabstand hatte der Drittplatzierte Julius Partsch zu Gabriel (Marathonteam Hagner). Dicht gefolgt kamen Frank Fetzer (VfL Algenrodt ) und Maximilian Olk ins Ziel. Diese fünf Läufer blieben als Einzige unter der für diese Strecke magischen Zeit von 30:00 Minuten. Nur knapp darüber, in 30:09 siegte die schnellste Frau, die 22 jährige und immer strahlende Karoline Schöpfer vom LAZ Birkenfeld. Ihr folgte Désirée Joerg vom Team Wehlener Lauftrio in 31:08:02. Das bedeutete für Joerg den Sieg in der Altersklasse W30, den sie auch auf der Langstrecke wiederholen konnte. Platz drei ging an Stefanie Lang (ohne Verein) in 32:57:00, was auch der Idar-Obersteinerin den Altersklassensieg brachte. Das gelang ihr nur, weil sie dem Drang widerstand, zur Portionsflasche Aperol zu greifen, die neben Wasserflaschen und Öffner auf dem schwierigsten Streckenabschnitt auf dem Weg zum Schlossweiher zur Erfrischung bereit stand. Es folgte die Vorjahressiegerin Carolin Fleischmann (TSV Vaterstetten), vielen hiesigen Läufern noch  unter ihrem Mädchennamen Mannweiler ein Begriff. Nach knapp 48 Minuten hatten alle den „kurzen“ Lauf hinter sich. Das ist mitnichten keine schlechte Leistung, bedenkt man die Schwierigkeit der Strecke, bei der es in der ersten Hälfte nur bergauf  geht. Ausfälle gab es keine. Dass lag auch an der Tatsache, dass bei den regelmäßig angebotenen Probeläufen bisweilen über 30 Starter sich Streckenkenntnis und die entsprechende Kondition aneignen konnten.

Mit dem 12:00 Uhr Glockenschlag trat dann OB Frühauf, der übrigens alle Urkunden eigenhändig unterzeichnete, wieder als Starter per Pistolenschuss in Aktion. 22 Männer und fünf Frauen, darunter einige Doppelstarter wagten sich auf die 8,4 Kilometer lange Strecke, die mit 635 Treppenstufen und 468 Höhenmetern eine noch mal schwierigere Herausforderung darstellten. Für Steffen Übel (Idarer TV), mehrfacher Treppenlaufgewinner, war es ein einsames Rennen. Er hatte sich speziell vorbereitet und hoffte sogar auf die Konkurrenz in Person der bärenstarken Gebrüder Konstantin und Zacharias Wedel, die aber in diesem Jahr wegen anderer Wettkämpfe nicht am Start waren. Schon zu Anfang setzte sich Übel ab und vergrößerte den Abstand zu den Verfolgern stetig, so dass er schon frühzeitig aus deren Sichtweite kam und sich schließlich mit über fünf Minuten (37:06:33) Vorspruch auf Marco Gabriel den Sieg holte. Gabriel hatte allerdings schon den kleinen Lauf in den Knochen. Lennox Düren, lange Zeit auf dem zweiten Platz liegend, musste Gabriel auf den Serpentinen (ja, auch das gibt es bei diesem Lauf) im Wald ziehen lassen. Der für den TuS Kirn startende 23 jährige Athlet kam in der Zeit von 43:52:65 als Dritter ins Ziel. Bei den Frauen war es einmal mehr die toptrainierte Baumholderer Triathletin Sandra Dolby (T&F Team USA) die den Sieg holte. Dabei war ihr bei einem der ersten Probeläufe die Lust auf den langen Kurs schon fast vergangen. Rainer Hagner hatte wegen der Abrissarbeiten in der Straße „Im Eck“ die Strecke noch einmal umplanen müssen. Dass dabei wieder mehr Treppenstufen und damit wieder ein höherer Schwierigkeitsgrad heraus kam, ist nicht verwunderlich, denn Hagner modifiziert den Streckenverlauf eigentlich jährlich, was aber auch den Reiz der Veranstaltung ausmacht. Dolby jedenfalls, obwohl über sich selbst verärgert, trainierte einfach spezifischer und härter, was ihr letztendlich den Sieg brachte. „Das hier ist eine top Vorbereitung auf die im Oktober stattfindenden Berglaufmeisterschaften“, schwärmte Sandra Dolby. Den zweiten Platz und damit den zweiten Altersklassensieg an diesem Tag holte sich Désirée Joerg (Wehlener Lauftrio), die scheinbar ohne Anstrengung mit 50:20:83 im Ziel von der Deutschen Edelsteinkönigin Vivian Heidrich empfangen wurde. Das siegreiche Trio wurde mit Sarah Heich von der LG IO in  51:29:32 komplettiert.

Zeitnah nach den Läufen folgte die Siegerehrung. Die Wanderpokale für den Sieg auf der langen Strecke gingen an Steffen Übel und Sandra Dolby. Nun wandern die Pokale aber in deren Vitrinen, da die beiden diese Strecke schon dreimal dominierten und damit nun in den Besitz dieser kunstvollen Unikate kamen. Holger Mauer, der Zweitplatzierte der M50 (LG I –O) gewann in der anschließenden Verlosung noch eine derart große Amethystdruse, dass Hagner dafür zuvor ein Tragegestell gebastelt hatte. Aber er und seine Gattin Ilonka vergaben an diesem Jahr nicht nur Preise, sondern wurden auch selbst beschenkt. Teilnehmer Steffen Mohr (2. Platz M30) startete für das Porsche Zentrum Trier. Er beschenkte Hagners mit einem Gutschein für einen Tag in der Sportwagenikone Porsche 911.  Danach beginnt Hagner sicher mit den Planungen für die 10 Auflage am 21.September 2025

Randbemerkung: Das SWF Fernsehen war vor Ort, um eine Reportage über Moderatoren-Urgestein Heinz Hofmann zu drehen.

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